Lavendel – wie du ihn pflanzt und pflegst

Lavendel – wie du ihn pflanzt und pflegst

Barbara Rainer
von Barbara Rainer
16. Oktober 2024

Lavendel - Duft des Südens

Wenn es etwas gab, das für mich früher nach „Oma und Mottenkugel“ roch, dann waren das diese Lavendelsäckchen in der Wäsche. Doch heute? Heute sehe ich Lavendel mit ganz anderen Augen – als leuchtenden Sonnenanbeter, Bienenmagnet und Duftversprechen. Eine Pflanze, die ein kleines Stück Provence direkt zu uns bringt. Nur: Wohin mit ihm? Wie pflanzen? Und wie bleibt er schön? Das verrate ich dir hier.

🌞 Lavendel liebt die Sonne – und kargen Boden

Lavendel ist kein Freund der Üppigkeit – jedenfalls nicht im Boden. Er möchte:

  • Vollsonnige Plätze mit viel Luftzirkulation
  • Trockene, gut durchlässige Erde
  • Kalkhaltigen, sandigen oder mineralischen Boden

💡 Tipp: Mische deinem Pflanzloch Sand oder Kalksplitt unter, wenn dein Gartenboden zu lehmig oder nährstoffreich ist. Und achte unbedingt auf guten Wasserabzug! Im Winter ist Staunässe der größte Feind deines Lavendels.

Lavendel im Topf? Na klar!

Auch Balkonfreunde dürfen sich freuen: Lavendel lässt sich prima im Kübel kultivieren. So klappt’s:

  • Topfgröße: mindestens 5 Liter, besser 10 Liter
  • Drainageschicht: Splitt oder Kies am Topfboden
  • Substratmischung:

1/3 Gartenerde
1/3 Sand oder Kies (z. B. Körnung 0/64)
1/3 Kompost oder humusarme Blumenerde.

Und bitte: Immer mit Abzugsloch! Sonst schwimmt dein Lavendel schneller davon, als dir lieb ist.

Insektenliebling mit Duftcharakter

Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) ist ein Magnet für Bienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Er bietet:

  • Stark zuckerhaltigen Nektar
  • Pollen
  • Blattlaus- und Mottenabwehr durch ätherische Öle

Der starke, manchmal kampferartige Duft ist nicht jedermanns Sache – aber Insekten lieben ihn. Und Motten? Die suchen lieber das Weite.

Rosen & Lavendel – ein Traumpaar?

So schön sie nebeneinander aussehen mögen – leider passen Rosen und Lavendel in ihren Ansprüchen gar nicht zusammen:

Eigenschaften der Rose:

  • Boden: nährstoffreich, lehmig, mag Kalk nicht sonderlich
  • Wasserbedarf: frisch
  • Dünger: viel, eine Starkzehrerin

Eigenschaften des Lavendel:

  • Boden: kark, kalkhaltig, sandig
  • Wasserbedarf: trocken
  • Dünger: wenig, am liebsten gar nicht.

Lavendel liebt Magerkeit – Rosen brauchen das genaue Gegenteil. Darum: lieber getrennte Pflanzplätze und jeweils passende Partnerpflanzen!

✂️ Warum Lavendel verholzt – und wie du das vermeidest

Lavendel ist ein Halbstrauch: unten holzig, oben krautig. In milden Wintern bleibt das wintergrüne Laub erhalten. Aus den verholzten Trieben sprießen im Frühjahr neue Triebe hervor, die in diesem Jahr dann blühen werden. Wenn du ihn nicht regelmäßig schneidest, vergreist er. Dann bleibt nur noch ein dürres, blühfaules Gerippe übrig. Aber keine Sorge – mit dem richtigen Schnitt bleibt er kompakt, vital und blühfreudig.

Lavendel blüht am diesjährigen Trieb

Frühjahrsschnitt (März/April)

✂️ Wenn die Forsythien blühen, ist dein Startschuss:

  • Schneide auf etwa die Hälfte zurück
  • Beinahe ins alte Holz – aber nie ganz
  • Lass eine Fingerbreite Jungtrieb vom Vorjahr stehen
Lavendel: erster Schnitt im Spätwinter

💡 Keine Sorge: Lavendel blüht am diesjährigen Austrieb – dein Mut wird belohnt!

Sommerschnitt (nach der Blüte)

  • Triebe etwa um ein Drittel einkürzen
  • Nicht zu spät im Herbst schneiden, sonst sind die neuen Triebe frostempfindlich
  • Bei spätblühenden Sorten kannst du den Sommerschnitt auslassen

Sommerschnitt bei Lavendel

Wähle einen Tag mit bedecktem Himmel und schneide bitte nicht in der prallen Sonne. Zuerst schaut er dann einmal etwas heruntergestutzt aus. Aber halte durch! Der Rückschnitt nach der Blüte hat nämlich für die Winterfestigkeit des Lavendel noch einen tieferen Sinn: Die neuen Triebe, die jetzt nochmal durchkommen, können bis zum Winter noch ausreichend ausreifen und sind dann hart genug, wenn der Frost kommt. Schneide also nicht zu spät im Herbst!

Den richtigen Schnittzeitpunkt im Sommer verpasst?

Hast du den Sommerschnitt verpasst, dann lass die Blütenstängel einfach am Lavendel dran. Wenn du zu spät im Herbst noch schneidest, kann die Pflanze den Trieb, der dann noch hervor kommt nicht mehr ausreichend ausreifen und du setzt sie damit einem Frostschaden aus. Deshalb: alles dran lassen und im nächsten Frühjahr mit dem Pflegeschnitt wie gewohnt weitermachen.

🌱 Wann Lavendel pflanzen?

Die beste Zeit: Nach den Eisheiligen im Mai. Dann sind die Nächte frostfrei, und dein Lavendel kann sich vor dem Winter noch gut einwurzeln.

💡 Im Herbst gepflanzt, tut er sich schwer: Das wintergrüne Laub verdunstet Wasser, aber die Wurzeln sind noch nicht kräftig genug, um nachzuschieben.

😟 Dein Lavendel sieht traurig aus? Ursachencheck:

  • Zuwenig Sonne? – Umziehen!
  • Staunässe? – Topf leeren, Drainage verbessern
  • Vergreisung? – Schnitt vergessen?
  • Pilz oder Blattläuse? – Für mehr Luft und Abstand sorgen

Lavendel braucht Sonne, Sonne, Sonne. Er kommt nicht klar mit Nachbarpflanzen, die ihn bedrängen. Wenn die Luft nicht zirkulieren kann, bekommt er leicht Pilzbefall, das siehst dann an braunen, schwärzlichen oder gelblichen Flecken an den nadelförmigen Blättern.

Vielleicht hast du kräftige Pflanzen gerade erst aus dem Topf herausgenommen, sie haben ein paar Wurzeln eingebüßt und müssen erst mal den Pflanzschock überstehen. Hab Geduld, die fangen sich schon wieder, wenn du sie nicht ersäufst.

Manchmal liegt’s auch einfach an der Pflanzenqualität – dann heißt es: abhaken, neu starten.

🌿 Mit wem Lavendel gerne das Beet teilt

Lavendel fühlt sich wohl mit anderen Sonnen- und Kargheitsliebhabern:

Mediterrane Kräuter:

  • Anis-Ysop (Agastache foeniculum)
  • Blaunessel (Agastache rugosa Hybride 'Blue Fortune')
  • Ysop (Hyssopus officinalis)
  • Salbei (Salvia officinalis)
  • Bergbohnenkraut (Satureja montana)

Stauden, die es trocken und mager mögen:

  • Ästige Graslilie (Anthericum ramosum)
  • Alpenaster (Aster alpinus)
  • Indigolupine (Baptisia australis)
  • Blassrosa Sonnenhut (Echinacea pallida)
  • Steppenwolfsmilch (Euphorbia seguieriana)
  • Kaukasus-Storchenschnabel (Geranium renardii)
  • Schleierkraut (Gypsophila repens)

Graulaubige Stauden:

  • Federnelke (Dianthus plumarius)
  • Sonnenröschen (Helianthemum-Hybriden)
  • Schwertlilie (Iris barbata-elatior)
  • Weinraute (Ruta graveolens)
  • Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus)
  • Silberteppich-Ehrenpreis (Veronica spicata 'Silberteppich')


💜 Lieblingssorte: 'Hidcote Blue'

Meine persönliche Empfehlung:

Lavandula angustifolia 'Hidcote Blue' – kompakt, farbstark, gut schnittverträglich. Ideal für niedrige Polster und Töpfe.

💡 Alle Sorten von Lavandula angustifolia sind in gutem Boden winterhart – sofern sie trocken und durchlässig stehen.

Lavendelfeld-Feeling für dein Zuhause

Das Bild der endlosen Lavendelfelder in der Provence? Dafür steht Echter Lavendel – Lavandula angustifolia. Er duftet, heilt, blüht – und wenn du ihn gut behandelst, bleibt er dir jahrelang treu.

Sortennamen wie Blue Cushion, Imperial Gem, Melissa Lilac oder Edelweiß lassen schon erahnen, wie vielfältig diese Schönheit daherkommt.

Der Lavendelöl-Lavendel -Lavandula intermedia - Lavandin

Lavandin ist steril und wird durch Stecklinge vermehrt. Der Witz ist, dass diese Kreuzung viel ätherisches Lavendelöl produziert. Deswegen wird Lavandin für die Industrie angebaut, obwohl er ein anderes Aroma hat als der Echte Lavendel, kampferartiger. Mittlerweile hat man aber Sorten züchten können, die süßer und näher am Echten Lavendel duften. Lavandin blüht reichlich und kann schneller beerntet werden als Echter Lavendel. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst du Lavandin-Öl in Lavendelprodukten kaufen, die auf dem Markt angeboten werden. Heilkräftiger ist aber der Echte Lavendel.

Nicht winterharter Lavendel aus der Gärtnerei -Lavandula stoechas - Schopflavendel

Den kennst du aus dem Baumarkt, dort wird er häufig als „Lavendel“ verkauft. Du hast aber bestimmt bemerkt, dass die Blüten irgendwie anders ausschauen. Eher grünliche Knöpfe mit lila Blütenblättchen wie ein Schopf oben drauf. Der Schopflavendel kann den Winter bei uns im Freien nicht überdauern. Der muss drinnen und frostfrei überwintert werden, und ist für Pflanzungen im Garten nicht interessant.

Lavandula stoechas

Fazit: Lavendel – Weniger ist mehr

Wenig Dünger. Wenig Wasser. Viel Sonne. Viel Liebe.

Wenn du ihn nicht zu sehr betüddelst, macht Lavendel dir viele Jahre Freude – als Duftwolke am Gartenrand, als Bienenweide und als stiller Botschafter südlicher Leichtigkeit. Nur die Frisur zweimal jährlich - auf die solltest du nicht verzichten, wenn du deinen Lavendel lange behalten möchtest.

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