Bitte Pflanzen berühren! – Wie ein Sinnesgarten resilienter macht und Freiräume in Erlebniswelten verwandelt

Bitte Pflanzen berühren! – Wie ein Sinnesgarten resilienter macht und Freiräume in Erlebniswelten verwandelt

Barbara Rainer
von Barbara Rainer
02. August 2025

Von radikalen Gartenideen jenseits des Rasens

In unserer durchgetakteten Welt sind es oft nicht die effizientesten, sondern die sinnlichsten Orte, die uns wirklich anziehen. Orte, an denen Pflanzen nicht nur wachsen, sondern wirken – auf unser Nervensystem, unsere Stimmung, unsere Erinnerung. Willkommen in meiner Welt radikal sinnlicher Gärten! Hier duftet es nach Möglichkeiten. Kann gut sein, dass ein radikal grüner Garten dich resilienter werden lässt - einfach indem du dich berühren lässt – von Licht, Blättern, Duft und Wind.

Stell dir einen Garten ohne Rasen vor. Radikal, oder? Stattdessen: hohe Pflanzen für sonnige Standorte, schattige dschungelartige Verstecke, Stauden, die duften, und Texturen, die zum Streicheln einladen. Ein Ort, der nicht gemäht, sondern erlebt wird. Ein Erlebnis-Garten. Eine Einladung zum Dasein.

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Ein Garten wie aus einem Film?

Wer „Der wunderbare Garten der Bella Brown“ kennt, weiß, was ich meine. Die Geschichte einer Frau, die trotz aller Widerstände ihre Welt in ein kleines, wildes Paradies verwandelt. Auch du kannst so einen Ort erschaffen – nicht als Deko, sondern als Rückverbindung zur eigenen Lebendigkeit. Ob Bepflanzung im Lichthof, alternative Gartenkonzepte oder einfach eine poetische Ecke mit Pflanzen für die Sinne – erlaubt ist, was berührt.

Die Sprache der Pflanzen – mehr als Ästhetik

Mit Pflanzen gestalten heißt, Atmosphären zu schaffen, die mehr sind als hübsch. Sie sprechen Körper und Seele an – und genau das macht sie so kraftvoll. Denn Pflanzen wirken nicht nur visuell, sondern multisensorisch. Ihre Wirkung entfaltet sich im Zusammenspiel mit unseren Sinnen, Erinnerungen und inneren Bildern:

  • Körperlich: Pflanzen laden zur Bewegung ein, lenken Wege, erzeugen Schwellen und laden zum FĂĽhlen ein – rau, glatt, weich, kĂĽhl, stachelig. FĂĽhlst du dich nach einem Streifzug durch pflanzenreiche Gartenlandschaften nicht energiegeladener, geerdet, mit wacheren Sinnen unterwegs?
  • Emotional: Duftende Pflanzen oder vertraute Farben wecken Erinnerung – oft tief vergraben. Ein Lavendelbusch, ein Rosmarinstrauch – und schon sind wir an einem Sommerabend in der Kindheit. Welche Dufterinnerungen haben dich schon mal ĂĽberrascht?
  • Mental: In einem zauberhaften Garten gehen die Gedanken anders auf die Reise, als in unserem Alltag. Beobachte einmal in einem solchen Umfeld, wie sich deine Gedanken verändern und ob du mit ihnen sogar unbekanntes Terrain erkunden kannst in deiner Gedankenwelt!

Diese Wirkungen sind individuell und tief in unserer Biografie verankert – und doch greift der Garten als Resonanzraum auf kollektive, archetypische Bilder zurück: Die weite Prärie, der schützende Hain, der geheimnisvolle Dschungel. So entstehen Erfahrungsräume, die verbinden, beruhigen, beleben.

  • Lichte Gräserfelder vermitteln Leichtigkeit, Offenheit, Klarheit. Unsere Gedanken weiten sich, der Körper atmet auf. Wir fĂĽhlen uns wie am Anfang der Menschheitsgeschichte - in der Prärie mit Ăśberblick ĂĽber groĂźe Weiten - in Sicherheit. 
  • Schattige Gehölzgruppen bieten Möglichkeiten fĂĽr RĂĽckzug, Intimität, ein GefĂĽhl von Schutz – der Blick wird nach innen gelenkt.
  • Duftende Stauden oder aromatische Blätter lösen Erinnerungen aus, wecken Emotionen, sprechen unser unbewusstes Archiv an Wissen, Wohltaten und Heilwirksamkeit an.
  • BlĂĽhabfolgen und die Veränderung des Laubes erzählen vom Wandel der Zeit, rhythmisieren das Jahr und schenken Orientierung.
  • Schatten, Feuchtigkeit, Windspiel: Pflanzen sind Akteurinnen im Spiel der Elemente.

Radikal grüne Räume machen resilient – was sagt die Wissenschaft?

Die sogenannte „Attention Restoration Theory“ (ART) von Rachel und Stephen Kaplan zeigt: Natürliche Umgebungen helfen, unsere mentale Aufmerksamkeit wiederherzustellen – besonders dann, wenn wir gestresst oder überfordert sind.

Ein radikal grĂĽner, pflanzenreicher Gartenraum entfaltet diese Wirkung auf sanfte, aber tiefgreifende Weise. Statt greller Farben oder aufdringlicher Reize bietet er subtile Vielfalt: Rascheln, Lichtspiel, Duft, Textur.

Diese „weiche Faszination“ erlaubt dem überreizten Gehirn, in den Reparaturmodus zu schalten. Wer regelmäßig Zeit in einem solchen Sinnesgarten verbringt, kann Stress besser bewältigen, erholt sich schneller und entwickelt langfristig mehr psychische Widerstandskraft – oder anders gesagt: Wir können durch radikal grüne Räume ganz real resilienter werden.

Verbindung durch Naturerfahrung

Ein Garten, in dem du nicht bloß als Zuschauer:in die Kulisse betrachtest, sondern ein Teil der ganzen Szenerie bist - lebendig inmitten von Lebendigkeit - lässt dich spüren, fühlen, dich selbst und die gestaltete Natur in der du dich befindest.  Erst durch das körperlich-sinnliche Erleben im grünen Raum entsteht die Verbindung zu unserem eigenen Natur-Sein. Diese Anbindung ist es, die uns oft fehlt – und die durch bewusst gestaltete Pflanzenräume wieder erfahrbar wird. Nur wenn wir uns als Teil der Natur fühlen, kann sich die ganze Kraft der Pflanzenwirkung entfalten. Es ist eine Rückverbindung, die heilt, erinnert und verwandelt. Wenn wir uns mit Pflanzen umgeben, werden wir resilienter, lebendiger, wacher. Ein radikal grüner Garten bringt uns zurück zu uns selbst. 

Das ist echter Umweltschutz!

Dramaturgie durch Vegetation - ein moderner Garten ohne Rasen - Inspiration zur radikalen Begrünung

Wer einen Garten, einen Hof oder einen öffentlichen Ort gestaltet, darf Pflanzen als Mitspieler und Hauptdarsteller begreifen. Atmosphären mit Pflanzen zu schaffen, lässt lebendige, wandelbare, erlebbare Erfahrungsräume entstehen. Das eröffnet eine neue Dimension der Gartenkunst – eine, die nicht nur das Auge, sondern auch die Seele einlädt.

  • BegrĂĽnung kann mehr sein als Gestaltung – sie kann Atmosphäre, Narration und Emotion erzeugen.
  • Gestaltung mit Pflanzen kann multidimensionale Wirkung entfalten und Körper-Geist-Seele-Erleben bereichern.
  • Radikale BegrĂĽnung bedeutet die sinnliche Vielfalt von Natur als Medium– Duft, Lichtspiel, taktile Nähe – anzuwenden.

In der Gartenkunst kann man die vielfältigen und mit allen Sinnen erfahrbaren Eigenschaften von Pflanzen gezielt einsetzen. Indem Kontraste zwischen Bereichen unterschiedlicher Atmosphäre geschaffen werden, entsteht räumliche Spannung. Erst der Streifzug durch radikal grüne Gartenräume eröffnet das ganze Erfahrungsfeld eines wunderbar pflanzenreichen Gartens. 

Wie es dir gelingt, deinen eigenen Garten mit allen Sinnen zu planen, erfährst du ausführich im

👉 Leitfaden „Intuitive Gartenplanung“. Den kannst du hier herunterladen.

Fazit

Pflanzen sind emotionale Raumbildner. Sie formen Räume, nicht nur in ihrer Struktur, sondern in ihrer Wirkung auf uns. Sie verbinden Außenraum mit Innenwelt – und machen aus Orten Erlebnisse. Durch bewusste Pflanzenwahl entstehen Gärten die überraschen, entschleunigen, inspirieren. Mit Pflanzen als Hauptdarstellerinnen wird dein Garten zu einer Bühne für kleine Alltagswunder: Duftinseln, Rückzugsorte, Schattenräume, Sonnenfänger, essbare Beete. All das fördert Wohlbefinden, Biodiversität und innere Balance. Radikal grüne Gärten sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern emotional bereichernd.



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